Gott hat in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit Christus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch ihn vor Gott gerecht werden. Durch den Heiligen Geist verspüren wir unsere Not, erkennen unsere Sündhaftigkeit, bereuen unsere Verfehlungen und glauben an Jesus als Erlöser und Herrn, der sich stellvertretend für uns hingab und unser Vorbild ist. Dieser rettende Glaube entsteht durch die Kraft des Wortes Gottes und ist das Geschenk seiner Gnade. Durch Christus sind wir gerechtfertigt, von Gott als Söhne und Töchter angenommen und von der Herrschaft der Sünde befreit. Durch den Geist sind wir wiedergeboren und geheiligt. Der Geist erneuert unser Denken, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben. Wer in Christus bleibt, wird Teilhaber der göttlichen Natur und hat die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht. (1 Mo 3,15; Jes 45,22; 53; Jer 31,31–34; Hes 33,11; 36,25–27; Hab 2,4; Mk 9,23–24; Joh 3,3–8.16; 16,8; Röm 3,21–26; 8,1–4.14–17; 5,6–10; 10,17; 12,2; 2 Kor 5,17–21; Gal 1,4; 3,13–14.26; 4,4–7; Eph 2,4–10; Kol 1,13–14; Tit 3,3–7; Hbr 8,7‑12; 1 Ptr 1,23; 2,21–22; 2 Ptr 1,3–4; Offb 13,8.) | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 10
Auch wenn der Glaube an Gott angesichts der überwältigenden Wunder der Schöpfung mehr als vernünftig erscheint und nur wenige Menschen seine Existenz hartnäckig leugnen, die Erkenntnis über das Wunder der Erlösung verdanken wir nicht unserem eigenen Bemühen. Sie wird uns als Geschenk von oben zuteil in einem Moment der Erleuchtung, in dem unsere Augen geöffnet werden und wir plötzlich erkennen, dass das Evangelium – die Botschaft vom Heil in Jesus Christus – uns ganz persönlich gilt, unser Leben und Handeln unmittelbar betrifft. Wie sagte doch Jesus zu Petrus: „Diese Erkenntnis hat dir mein Vater im Himmel gegeben; von sich aus kommt niemand zu dieser Einsicht.“ (Matthäus 16,17 Hfa)
Das Reden von der Erlösung ist also nicht die logische Folge vernunftgemäßer Überlegungen oder das praktische Resultat empirischer Untersuchungen. Gott kann man weder rational beweisen (alle diesbezüglichen Versuche sind gescheitert!) noch empirisch nachweisen (weder im Labor noch unter dem Mikroskop oder im Weltraum ist Gott sichtbar). Die Erkenntnis über das „Heil“ der Welt wurde nicht von griechischen Philosophen oder abendländischen Denkern gewonnen, auch nicht von neuzeitlichen Entdeckern und Naturforschern. Stattdessen waren es Propheten und Apostel – also Menschen, die Gott selbst begegnet waren, die sein Wort gehört und sein Handeln erlebt hatten und dies ihren Zeitgenossen – und damit der Nachwelt – bezeugten.
Das Besondere, ja Einzigartige an der biblischen Rede von der Erlösung ist die Art und Weise, wie sie unsere Erfahrung in Beziehung setzt zu dem, was Jesus Christus erlebt hat. Was vor rund 2000 Jahren in Palästina geschah – sein Leben und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt –, hat unmittelbar mit uns und unserem Leben zu tun, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geschah es für uns, also zu unserem Wohl (Heil). Zum andern geschieht Erlösung aber auch mit und an uns, und zwar so, dass wir persönlich und direkt in die Erfahrung von Jesus Christus einbezogen werden.
Die Bibel wird nicht müde zu betonen, dass Gott stets „für uns“ ist (Römer 8,31). Er wurde Mensch für uns. Jesus lebte, litt und starb für uns, und er ist auch für uns auferstanden und aufgefahren, um beim Vater für uns einzutreten (Matthäus 20,28; Markus 10,45;1 Timotheus 2,6; Hebräer 2,17f.; 4,15f.; 9,11f.). Dabei hat er sich so sehr mit uns Menschen identifiziert, dass er – obwohl vollkommen und sündlos – unsere Schuld getragen und gesühnt hat (2 Kor 5,21). Er gab sein Leben stellvertretend für uns (Jesaja 53,5.6.10). In dieser Hingabe äußerte sich Gottes unfassbare Liebe und Barmherzigkeit.
Wir kennen das aus dem Sport: „Deutschland“ hat gewonnen, obwohl gerade einmal ein Dutzend Profis auf dem Rasen um den Ball gekämpft haben. „Wir haben gesiegt!“, erklären wir voller Stolz, dabei haben wir doch nur vor dem Fernseher gesessen oder bestenfalls auf der Tribüne unsere Mannschaft angefeuert. Doch jeder weiß, was gemeint ist: Was die Männer auf dem Rasen getan haben, haben sie nicht nur für uns getan. Wir selbst haben mit ihnen gekämpft, gelitten und endlich das Tor getroffen. Deshalb sind wir auch die Sieger!
Auch die Bibel kennt dieses Prinzip der „einschließenden Stellvertretung“. Sie redet vom Erlösungswerk Jesu so, als seien wir persönlich dabei gewesen. Der Apostel Paulus erklärt es so: Alle, die an Jesus Christus, den Retter, glauben, sind „mit ihm gekreuzigt“ (Römer 6,6) und „mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod“ (Römer 6,4), sie sind auch „mit Christus lebendig gemacht“, ja sogar „mit eingesetzt im Himmel“ (Epheser 2,5f.). Im Glauben tauchen wir ein in die Erfahrung Jesu und machen sie uns zu eigen. So können wir mit- bzw. nacherleben, was er stellvertretend für uns getan hat. Eigentlich geschah es ja ohne uns, doch irgend wie auch mit uns. So einmalig und unwiederholbar das Erlösungsgeschehen in Jesus Christus auch ist, so persönlich und unmittelbar geht es uns Menschen an. Die Bibel lehrt: „Jesus hat uns Menschen erlöst.“ Aber es klingt überzeugender, wenn jemand von sich sagen kann: „Ich bin erlöst!“
Glaubwürdig ist ein solches Bekenntnis allerdings nur dann, wenn es durch unsere Erfahrung bestätigt wird. Im Blick auf das Kreuz Jesu und die Liebe Gottes erkennen wir unsere Schuld und bereuen die Sünde, die sein Opfer nötig machte. Überwältigt von Gottes entschiedenem „für uns“, entsteht der Wunsch, von nun an konsequent „für ihn“ zu leben. Wir sehen in Jesus nicht nur unseren Erlöser, sondern auch den Herrn, der uns zum Vorbild wird und auf dessen Weisungen wir achten. „Der Geist erneuert unser Denken und Sinnen, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben.“ Das bleibt dann keine graue Theorie, sondern wird unsere tägliche Erfahrung!
Die gute Nachricht gilt allen, deshalb soll sie auch alle erreichen. Vor allem, wenn es um Heil oder Untergang, Leben oder Tod geht. Es gibt „keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ (Römer 8,1) Deshalb hoffen gläubige Christen nicht nur auf die Gnade Gottes und das künftige Heil, sie wissen, dass sie bereits von Gott angenommen und seine geliebten Kinder sind (Römer 8,16; 1 Johannes 5,11-13). Menschen, die wirklich an Gott glauben – die mit ihm verbunden leben und seinem Wort vertrauen – , haben „die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht“. Nichts kann sie von Gottes Liebe trennen, die sie in Jesus Christus erfahren haben (Römer 8,38f.). Es gibt keine tiefere Erkenntnis und keine wichtigere Erfahrung. Die „Wissenschaft von der Erlösung“ (Ellen G. White) garantiert uns lebenslanges Lernen – bis in alle Ewigkeit.