Beziehungen zu anderen Kirchen

Geschichtliche Entwicklung

Geschichtliche Entwicklung in den Beziehungen

Die Frühgeschichte der Siebenten-Tags-Adventisten

Zu Begegnungen mit anderen Christen kam es seit der Entstehung der Siebenten-Tags-Adventisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So durch Ellen G. White (1827-1915), einer Mitbegründerin der Freikirche, die in verschiedenen Methodistenkirchen der USA Vorträge hielt, aber auch bei der interkonfessionellen Women's Christian Temperance Union in Battle Creek und auf Einladung der örtlichen Gesellschaft für Mäßigkeit in Christiania, dem heutigen Oslo. Unter den 1.600 Zuhörern befanden sich auch ein Bischof der lutherischen Staatskirche und zahlreiche Geistliche.

Dennoch wurden die Siebenten-Tags-Adventisten von anderen Kirchen meist als Sekte angesehen, so dass andere Christen mehr vor den Adventisten warnten, als mit ihnen Gemeinschaft zu pflegen. Durch diese Ablehnung ließen sich andererseits die Adventisten in die Isolation drängen, was dazu führte, dass es auf beiden Seiten zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen kam.

Die Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh

Im Jahr 1910 trafen sich in Edinburgh 1.200 Delegierte nicht-katholischer und nicht-orthodoxer Missionsgesellschaften. Darunter befanden sich Ludwig Richard Conradi, Vizepräsident der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten und Leiter der europäischen Adventisten, sowie zwei leitende Vertreter der nordamerikanischen Adventisten. In der Folgezeit arbeiteten in Afrika  und andernorts adventistische und nichtadventistische Missionare zusammen, insbesondere in Gebieten, die noch von keiner christlichen Mission erschlossen waren.

Erklärung der Generalkonferenz

Die ständigen Kontakte, die adventistische Missionare mit Missionaren anderer Kirchen in den Missionsländern hatten, veranlassten die Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten bereits 1926, eine Erklärung über die „Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen und religiösen Organisationen“ zu veröffentlichen  Darin heißt es unter Punkt 1:

„Wir anerkennen jede Organisation, die Christus vor den Menschen erhöht, als Bestandteil des göttlichen Planes zur Evangelisierung der Welt. Wir haben höchste Achtung vor den christlichen Männern und Frauen in anderen Gemeinschaften, die sich darum bemühen, Menschen für Christus zu gewinnen.“

Gespräche mit Evangelikalen in den USA (1954-1956)

Im Jahr 1954 wurde in den USA der Konfessionskundler Walter R. Martin von dem Herausgeber des religiösen Magazins Eternity beauftragt, ein Buch über die Siebenten-Tags-Adventisten zu schreiben. Um die Adventisten fair und sachlich darzustellen, wandte er sich an deren Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) mit damaligem Sitz in Washington D.C. und bat um Informationen aus erster Hand. Seine Veröffentlichungen im Jahr 1956 trugen wesentlich dazu bei, Vorurteile zu überwinden und sich offener zu begegnen.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965)

Eine neue Phase der Beziehungen zwischen den Siebenten-Tags-Adventisten und anderen christlichen Kirchen begann mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Wie andere etablierte Kirchen waren auch die Siebenten-Tags-Adventisten eingeladen worden, Beobachter zu dem Konzil zu entsenden. Im Herbst 1969 kam es zur Immatrikulation des Adventisten Samuele Bacchiocchi an der Gregoriana in Rom. Es war die erste Zulassung eines „getrennten Bruders“ zum regulären Studium in mehr als 400 Jahren Universitätsgeschichte.

Gespräche mit Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) (1965-1972)

Von 1965 bis 1972 fanden regelmäßige Gespräche zwischen dem ÖRK und den Siebenten-Tags-Adventisten statt, deren Ergebnisse 1973 vom ÖRK-Verlag unter dem Titel So much in common („So viel Gemeinsames“) veröffentlicht wurden. Dabei wurden beträchtliche Übereinstimmungen zwischen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und dem Ökumenischen Rat der Kirchen in den Fragen „Gesetz und Gnade“, „Religionsfreiheit“ und „Proselytismus“ festgestellt. Die Vertreter des ÖRK kamen zu dem Ergebnis, dass die „Theologen der Adventisten ernsthafte theologische Forschungsarbeit” leisteten und dass es sich bei den Siebenten-Tags-Adventisten um eine Kirche „vom Typus der Freikirche“ handle. Zwar bestand von Anfang an kein Zweifel darüber, dass die Adventisten weder den Plan noch die Absicht hatten, dem Ökumenischen Rat der Kirchen beizutreten, doch akzeptierten sie seit Beginn der Gespräche einen „Beobachter-/Beraterstatus“ beim ÖRK. Ein unmittelbares Ergebnis der Gespräche war 1968 die Ernennung eines adventistischen Theologen zum Mitglied der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Teilnahme an den Zusammenkünften der konfessionellen Weltbünde

Seit 1968 entsendet die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten eine Vertretung zu den jährlichen Zusammenkünften der „Sekretariate der konfessionellen Weltbünde“ (andere Bezeichnung: „Conference of Christian World Communions“; deutsch: „Konferenz Weltweiter Christlicher Gemeinschaften“ [WCG]).


Bilaterale Dialoge auf Weltebene

1980 setzte die Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) einen „Rat für zwischenkirchliche und interreligiöse Angelegenheiten“ (Council on Inter-church/Inter-religious Affairs) ein, um die Beziehungen der Freikirche zu anderen Konfessionen und Religionen zu leiten und zu begleiten. Der Rat führte inzwischen bilaterale Dialoge mit

dem Reformierten Ökumenischen Rat (1985 und 1987),

dem Lutherischen Weltbund (1994-1998),

dem Ökumenischen Patriarchat in Istanbul (1996),

dem Reformierten Weltbund (2001),

dem Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen (1999-2003),

der Heilsarmee (2004, 2005, 2008) und

der Weltweiten Evangelischen Allianz (2006-2007).


Zwischenkirchliche Beziehungen in Deutschland


Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK/ACK)

1969 wurde in der damaligen DDR die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK) gegründet. Bald darauf kam es zu Gesprächen zwischen der AGCK und den Adventisten, mit dem Ergebnis, dass die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der DDR 1974 einen Gaststatus, dort als Beobachterstatus bezeichnet, in der AGCK erhielt.

In Westdeutschland gingen Gespräche zwischen Adventisten und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) e.V. (ACK) bereits auf das Jahr 1966 zurück, aber erst 1989 wurden Adventisten zu Regionaltagungen der ACK eingeladen, die auch von Nichtmitgliedern der ACK besucht werden konnten. Im Jahr 1993 wurde die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland in die 1992 neu gegründete ACK Deutschland als Gastmitglied aufgenommen. Auch in einer Reihe von Bundesländern haben Adventisten den Gaststatus bei regionalen ACKs inne. Auf Ortsebene arbeiten verschiedene Adventgemeinden als Mitglied, Gast oder Beobachter in lokalen ACKs mit.


Deutsche Bibelgesellschaft

Bei der Aktion „Jahr mit der Bibel 1992" wurde die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten eingeladen, sich zu beteiligen und auch einen Vertreter als Gast in das Leitungsgremium zu entsenden. Während der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) im Jahr 1995 wurde die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten als Mitglied in die DBG aufgenommen. Siebenten-Tags-Adventisten arbeiten weltweit in etwa 60 nationalen Bibelgesellschaften mit.


Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)

1926 wurde die VEF in Leipzig mit dem Ziel gegründet, dass sich die Freikirchen gemeinsam in der Öffentlichkeit bemerkbar machen, um Vorurteile und Missverständnisse zu beseitigen. 1993 wurde dem Antrag der Siebenten-Tags-Adventisten auf Gastmitgliedschaft in der VEF zugestimmt.


Deutsche Evangelische Allianz (DEA)

Da Adventisten der Basis der Evangelischen Allianz zustimmen können, nimmt eine Reihe von Adventgemeinden auch an der Allianz-Gebetswoche teil.


Evangelischer Posaunendienst

1995 wurde das Advent-Posaunenwerk der Siebenten-Tags-Adventisten während der Jahressitzung in Berlin als Mitglied in den Evangelischen Posaunendienst in Deutschland aufgenommen. Die Adventisten gehörten bereits der „Arbeitsgemeinschaft der Posaunenwerke evangelischer Kirchen in der DDR“ als Gastmitglied an.


AG Musik

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Musik des Bundesverbandes für christliche Jugendkultur e. V. In der ehemaligen DDR waren die Adventisten Gründungsmitglied der AG Musik.

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