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Wissenschaftler erforschen Einflüsse des Pietismus im 18. Jahrhundert

26. August 2009 | Halle-Wittenberg/Deutschland | APD | Kategorie: APD

Vom 30. August bis zum 2. September befassen sich rund 150 Wissenschaftler am III. Internationalen Kongress für Pietismusforschung mit den unterschiedlichen Ausprägungen des Pietismus und dessen Auswirkungen. Die Tagung findet an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in Halle statt.

Unter dem Kongressmotto “Erfahrung – Glauben, Erkennen und Handeln im Pietismus” stehen neben sieben Hauptvorträgen etwa hundert Vorträge in sechs parallelen Sektionen auf dem Programm. Zudem gibt es ein reiches kulturelles Beiprogramm.

Veranstalter des Kongresses ist das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung der MLU in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus und den Franckeschen Stiftungen zu Halle. Mit dem gewählten Themenkreis solle ein für den Pietismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen verbindender Sachverhalt angesprochen werden, sagte Professor Dr. Udo Sträter, Geschäftsführender Direktor des Zentrums. Andererseits wolle man auf dem Kongress den Dialog mit der Aufklärungsforschung weiter vertiefen.

Ob in der Theologie, in Medizin und Psychologie, in Pädagogik, den Naturwissenschaften, in Ästhetik, Literatur, Kunst und Musik: Im 18. Jahrhundert hatte die “Erfahrung” Konjunktur. Wesentliche Aufgabe des Kongresses wird es sein, den erheblichen Anteil herauszuarbeiten, den der Pietismus an der Profilierung des 18. Jahrhunderts als einem Zeitalter der Erfahrung hatte. “Dabei ist die Spanne zwischen dem Pietismus als einer passivisch-introvertierten, auf Verinnerlichung bedachten und dem Pietismus als einer aktiv-extrovertierten, auf Menschen- und dadurch Weltveränderung zielenden Frömmigkeitsbewegung auszuschreiten”, erklärt Sträter.

Den Eröffnungsvortrag am 30. August hält der Berner Theologe und Kirchengeschichtler Professor Dr. Rudolf Dellsperger zum Thema “Erfahrung als Grund des Glaubens im radikalen Pietismus und in der Aufklärung” im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen zu Halle.

Der Pietismus (vom lateinischen “pietas”, Frömmigkeit) ist nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im deutschen Protestantismus. Im Unterschied zur Aufklärung findet man im Pietismus eine lebendige, verinnerlichte Religiosität, eine sogenannte “Herzensfrömmigkeit”. Deshalb bezeichnet man die pietistische Glaubenslehre auch als Pektoraltheologie. Das lateinische Wort “pectum”, das Herz, steht für eine Theologie des Herzens, also der Innerlichkeit.

Zu den bedeutendsten Vertretern des Pietismus in der Kirchengeschichte zählen: Philipp Jakob Spener, August Hermann Francke, Gottfried Arnold, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Johann Albrecht Bengel, Friedrich Christoph Oetinger und Johann Michael Hahn. Darüber hinaus waren weitere Persönlichkeiten für den Pietismus prägend, zum Beispiel Johann Jakob Rambach (1693-1735), Philipp Friedrich Hiller (1695-1769), Gerhard Tersteegen (1697-1769), Johann Friedrich Oberlin (1740-1826), Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817), Aloys Henhöfer (1789-1862), Ludwig Hofacker (1798-1828), Christian Gottlob Pregizer (1751-1824) und Johann Christoph Blumhardt (1805-1880).

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