Kirche vor Ort

Hauskreise

Hauskreise

„Die frühe Christenheit besaß keine Kirchen oder öffentlichen Versammlungsräume. Wenn Paulus von ‚Gemeinde‘ sprach, dann stand ein ganz anderes Bild vor seinen Augen: ein Hausbesitzer (Christ oder Christenfreund) hatte sein Haus zur Verfügung gestellt. Es war ein Atrium-Haus: vier Gebäudeteile schlossen ein offenes Innen-Atrium ein. Hier können wir jetzt die Gemeinde auf Matten sitzen sehen. Der Älteste las einen Bibelabschnitt vor, und dann stand jeder, der etwas beisteuern wollte, auf; entweder er sprach von einer Erkenntnis oder sang ein Lied, betete, sprach eine Zungenrede oder ein Prophetenwort. Man war viele Stunden zusammen und kam und ging, wie die Notwendigkeit es erforderte. Man aß zusammen und feierte das Abendmahl. Dieser Gottesdienst war also nicht „feierlich“, aber lebendig, lebende Gemeinschaft der Gläubigen. Der Lebensraum der Gemeinde war das Haus. Diese Zusammenkünfte wurden nicht wie heute Gottesdienst genannt, sondern Versammlung.“ (Winfried und Renate Noack, Gemeinde mit Zukunft, Advent-Verlag Lüneburg, S. 127)

Bis Anfang des 4. Jahrhunderts bildeten Hausgemeinden die Lebensform des christlichen Miteinanders. Mit dem Ende der Christenverfolgung durch die Römer sowie der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion einerseits und dem Wachstum von Gemeinden andererseits – das nicht Anlass bot, neue Hausgemeinden zu gründen, sondern Gebäude umzubauen und Kirchenräume zu schaffen – setzte das vorläufige Ende der Hausgemeinden ein. Die Versammlungen erhielten eine Form, die im weiteren Verlauf in eine feste Liturgie mündete.

Viele Zeitgenossen wissen heute nichts mehr mit Kirche und Gottesdienst anzufangen. Trotzdem haben Gottesdienste ihre Berechtigung. In ihnen versammeln sich die Gläubigen zum gemeinsamen Gotteslob, zur Anbetung und zum Hören auf Gottes Wort.

Hauskreise im ursprünglichen Sinn sind ganzheitlich. Freundschaften, ein offenes Haus für Gäste, Anteilnahme am Leben des anderen, gemeinsame Aufgaben, das Studium des Wortes Gottes und das Gebet für die Bedürfnisse und Anliegen des anderen finden eine harmonische Synthese. Hauskreise bieten Wärme, Angenommensein, Freundschaft, Lebenshilfe und Lebenssinn und bilden damit ein Gegenstück zur zunehmenden Isolierung in den Städten. Hauskreise und Gottesdienste sind sich ergänzende Orte der Begegnung mit Menschen und mit Gott.

Jesus versichert: „Wenn zwei von euch hier auf der Erde sich einig werden, irgendeine Sache zu erbitten, dann wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden.  Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich in ihrer Mitte.“  (Matthäus 18,19.20 NeUE) Jesus  bekennt sich zur kleinsten Gruppe, die in seinem Namen zusammenkommt. Er verspricht, in ihrer Mitte anwesend zu sein.

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