Andachten

Andacht

Andacht 20.02.2023

20. Februar 2023 | Dennis Meier

Andacht 20.02.2023

Bildnachweis: lama-photography / photocase.de

Ich lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, wurde die Sünde lebendig, ich aber starb. Und so fand sich’s, dass das Gebot mir den Tod brachte, das doch zum Leben gegeben war.

Man hört es immer öfter: Sünde ist ein uncooles Wort. Unzeitgemäß und erklärungsbedürftig. Vielleicht hilft die Passage, aus der der heutige Text stammt, weiter. Paulus redet hier, entgegen landläufiger Ansicht, nicht von sich, weder vor noch nach seiner Bekehrung. Er erzählt vielmehr in Ichform die uralte Geschichte aus der Perspektive von Eva (lies die Verse 9–25 einmal mit dieser Brille). Man kann sich Eva wie in einem Interview vorstellen: „Ich wusste echt nicht, dass es so etwas wie ein Gesetz gibt. Ich hatte doch alles. Nicht, dass wir nicht Anweisungen bekommen hätten, aber plötzlich kamen Zweifel auf, ob die eigentlich Sinn ergeben und warum es die überhaupt gibt. Und plötzlich sah ich die Dinge anders, zweifelte, wo ich vorher vertraut hatte. Die Sünde, die Schlange, verführte mich. Im Rückblick muss ich sagen: Eigentlich war das Verbot lebensbejahend und hatte mich glücklich sein lassen. Die Schlange aber ließ es mich als beengend sehen und ich verlor das Vertrauen zu Gott. Der Rest ist Geschichte: Wir griffen zu!“ So gelesen geht es in der Geschichte weniger darum, dass Sünde innere Kämpfe in mir austrägt, als dass Sünde immer bedeutet: Es wird eine Unwahrheit über Gott geglaubt. Überlegen wir doch mal. Wie viele unserer zwischenmenschlichen Konflikte und alltäglichen Streitigkeiten stammen von bewusster oder meist unbewusster falscher Wiedergabe von Worten, Handlungen oder Intentionen? Wie oft verstehen wir uns nicht, weil wir uns nicht die größte Mühe gegeben haben, unser Gegenüber zu begreifen? Die ganze Bibel ist durchzogen von Gottes Absicht, die Wahrheit über sich zu offenbaren, entgegen aller menschlichen (und teuflischen) Verzerrungen. Die ganze Kirchengeschichte ist ein Kampf zwischen verzerrtem Gottesbild und wahrer Nachfolge. Paulus hatte in Rom mit einer Gruppe zu kämpfen, die in die gleiche Kerbe schlug; man hört sie wahrscheinlich in Römer 1,18–32. So spielt die große Geschichte der Bibel, angefangen bei Eva und Adam über Paulus bis in meinen heutigen Alltag, und will, dass ich heute das Richtige über Gott begreife. Paulus sagt dazu: „Dank sei Gott durch Jesus Christus!“ (Röm 7,25) Die Frage, wie Gott nun wirklich ist (die Überwindung der Sünde), ist beantwortet.

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