Andachten

Andacht

Andacht 09.02.2023

09. Februar 2023 | Rafael Schäffer

Andacht 09.02.2023

Bildnachweis: nild / photocase.de

Sie sagten: „Ans Werk! Wir bauen uns eine Stadt mit einem Turm, der bis an den Himmel reicht! Dann wird unser Name in aller Welt berühmt. Dieses Bauwerk wird uns zusammenhalten, sodass wir nicht über die ganze Erde zerstreut werden.“

Im Februar 2020 besuchten meine Frau, ein paar Freunde und ich Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort steht der Burj Khalifa, mit 828 Metern das damals höchste Bauwerk der Welt. Es ist ein atemberaubender Wolkenkratzer, der überall in der Stadt sichtbar ist. Architektur und Ingenieurskunst solcher Bauwerke faszinieren mich: Wie ist das Gebäude im Wüstensand gegründet? Welches Baumaterial trägt einen so hohen Turm? Wie hält er starken Winden stand und wie wird Trinkwasser in die 160. Etage befördert? Der Wettlauf um das weltweit höchste Gebäude geht indes immer weiter. Der Dubai Creek Tower (928 Meter) und der Jeddah Tower (1007 Meter) in Dschidda in Saudi-Arabien sind derzeit im Bau. Der Wunsch nach hohen, prestigeträchtigen Gebäuden ist ein recht altes Phänomen, wie der Bericht vom Turmbau zu Babel (1 Mo 11,1–9) zeigt. Gott setzte dem Vorhaben ein jähes Ende, indem er die einheitliche Sprache der Menschen durch eine Vielzahl von Sprachen ersetzte und somit das Bauvorhaben stoppte. Was ist daran so schlimm, einen hohen Turm zu bauen? Ist Gott etwa ein Kulturbanause? Ein interessanter ökonomischer Zusammenhang macht Gottes Eingreifen verständlicher: Ökonomen stellten fest, dass der Bau von Rekordwolkenkratzern mit Finanzkrisen einhergeht. Dies geschah in den vergangenen 100 Jahren unter anderem beim Empire State Building (1931, 381 Meter), beim World Trade Center (1970, 417 Meter) und eben beim Burj Khalifa, dessen Baubeginn 2007 unmittelbar vor der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression 1929 erfolgte. Ein zu großer Optimismus bedingt zu hohe Risikobereitschaft. Ein übersteigertes Vertrauen in die Zukunft verleitet zur Finanzierung von Megaprojekten. Baukunst wird zu Größenwahn, technische Meisterleistungen dienen der Machtdemonstration. Gott hingegen wird verherrlicht, indem wir unsere von ihm gegebenen Talente und Fähigkeiten demütig und selbstlos einsetzen und ihm dadurch die Ehre geben. Er ist stolz auf uns, selbst wenn wir nichts leisten.

Zurück