Andachten

Andacht

Andacht 30. Juni 2022

30. Juni 2022 | Burkhard Mayer

Andacht 30. Juni 2022

Bildnachweis: Gerd Schmid

Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

Der Tempel hat wie wohl kaum ein anderes Gebäude eine bewegte Geschichte. David erobert Jerusalem und macht es zur Hauptstadt Israels. Er zieht in die Burg ein und ihm wird bewusst, dass Gott im Gegensatz zu ihm kein festes Haus in Jerusalem hat. Aber es ist Salomo, der den Tempel schließlich baut. Gottes Absicht: Der Tempel soll ein Bethaus für alle Völker sein (Lk 19,46). Diese Vision verlieren die Könige Judas aus dem Blick. Es erfolgt die Zerstörung des herrlichen salomonischen Tempels durch die Babylonier. Nach 70 Jahren dann der Wiederaufbau unter dem persischen König Kyros durch Esra, später folgt die Entweihung als Zeus-Heiligtum. Herodes der Große sorgt für die Wiederherstellung. Nach jüdischen Aufständen und der Belagerung Jerusalems kommt es schließlich zur Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. durch Titus’ wütende römische Legionäre. Jesus hatte prophezeit: „Kein Stein soll hier auf dem anderen bleiben!“ Jahrzehnte später fasst der römische Kaiser Julian Apostata den Plan zum Wiederaufbau, um den Juden einen Gefallen zu tun und die Ankündigung von Jesus zu widerlegen. Er stellt Baumaterial und Arbeiter, aber wiederholte Erdbeben stoppen das Vorhaben. Nach kurzer Regierungszeit soll Julian auf dem Sterbebett ausgerufen haben: „So hast du nun doch gesiegt, Galiläer!“ Ein Blick auf die Geschichte des Tempels im Zeitraffer. Was herausleuchtet, ist: Gott sehnt sich nach seinem Volk und hat eine Vision, die alle anderen Völker einschließt. Gott wollte unter seinem Volk und den Völkern „wohnen“, ganz nah sein, und doch entfernte sich sein Volk von ihm und missachtete den Bund. Freuen wir uns, dass Gott ein Volk aus allen Nationen und Sprachen hat? Ist uns die Nähe Gottes bewusst, und wie sehr bewegt sie uns jeden Tag neu? Hat Gott Wohnrecht in meinem Leben? Der englische Gelehrte und Agnostiker A. Collins traf auf einem Spaziergang ein Mädchen, mit dem er ins Gespräch kam. Er merkte schnell, dass es an Gott glaubte, und fragte spöttisch: „Ist dein Gott ein großer oder ein kleiner Gott?“ Das Mädchen antwortete: „Gott ist so groß, dass er das ganze Weltall ausfüllt, und er ist so klein, dass er in meinem Herzen wohnen kann!“

Zurück