Andachten

Andacht

Andacht 25.09.2021

25. September 2021 | Heinz-Ewald Gattmann

Andacht 25.09.2021

Bildnachweis: Gerd Schmid

Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen.

Kann man als Christ eine Portion des Heiligen Geistes bevorraten? Diese Frage kommt mir, wenn ich obige Verse lese und daran denke, dass Öl in der Bibel häufig ein Symbol für den Heiligen Geist ist. Doch Gott ist kein Flaschengeist, der sich in einem Gefäß konservieren lässt und dem Menschen nach dessen Gutdünken zur Verfügung steht. Offensichtlich geht es Jesus um etwas anderes. Zehn junge Frauen haben sich pünktlich auf den Weg gemacht, um einen Bräutigam zu empfangen und freuen sich auf die Hochzeitsfeier. Trotz dieser Gemeinsamkeiten unterscheiden sie sich in einem wichtigen Punkt: fünf von ihnen rechnen damit, dass der Bräutigam nicht so bald erscheint. Ihre innere Skepsis, vielleicht auch Erfahrung, lässt sie vorsichtig sein. Sie nehmen etwas Öl als Reserve mit. Die fünf anderen verlassen sich darauf, dass der Bräutigam rechtzeitig kommt. Sie haben offensichtlich mehr Vertrauen zu ihm und erwarten, dass er sein Wort so erfüllt, wie sie es verstehen. Doch diese Gruppe nennt Jesus „die Törichten“, während die Skeptikerinnen für ihn die Klugen sind. Nicht immer ist Skepsis für einen Gläubigen schlecht, denn auch innerhalb der Gemeinde gibt es manche Falschmeldungen über die letzten Tage der Welt. Ob in Vorträgen, im Internet, in Briefen oder kleinen Heften: Bibeltexte werden manchmal eigenwillig ausgelegt, in diffuse Zusammenhänge gestellt, immer in der Selbsteinschätzung, dass der Autor mehr weiß als andere und gemäß seiner Erkenntnis die letzten Dinge nun wirklich kurz vor der Tür stehen. Und das, obwohl Jesus sagt, dass kein Mensch Zeit und Stunde seiner Wiederkunft kennt und dass an dem Tag, an dem er in den Wolken des Himmels erscheint, selbst die Gläubigen überrascht sind. Doch manche Endzeitspezialisten stört das nicht. Hier greift Jesus mit seinem Gleichnis ein: klug sind für ihn diejenigen Gläubigen, die gegenüber allen Berechnungen und „Jetzt-geht’s-los“-Rufen skeptisch bleiben, die nicht enttäuscht sind, wenn es länger dauert. Klug sind diejenigen, die auch dann an ihrem Glauben festhalten, wenn gerade nichts auf die Wiederkunft hindeutet.

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