Andachten

Andacht

Andacht 30.06.2020

30. Juni 2020 | Lothar Wilhelm

Andacht 30.06.2020

Bildnachweis: claudiarndt / photocase.de

Da sagte Nathan zu David: „Du bist dieser Mann!“

Der Prophet Nathan stand vor einem Problem: Sein verehrter König David war nicht nur zum Ehebrecher geworden, sondern auch – als das aufzufliegen drohte – zum Schreibtischmörder. „Aber dem Herrn missfiel, was David getan hatte.“ (2 Sam 11,27 NLB)
Es ist Gott niemals gleichgültig, was wir tun. Auch wenn wir uneinsichtig sind und unsere Schuld verdrängen, gibt er uns nicht auf. Darum sollte Nathan im Auftrag Gottes zum König gehen und ihn mit seiner schweren Schuld konfrontieren.
Doch Nathan wusste: Diese Mission war nicht ungefährlich. Wenn der König merkte, dass er von seinen Verbrechen wusste, konnte er ihn genauso umbringen lassen wie den Ehemann seiner Geliebten. Was sollte er also machen? Um sich zu schützen, könnte er die Öffentlichkeit alarmieren. Wenn die Menschen davon wüssten, wäre der König vielleicht erledigt – und er selbst hätte eventuell seinen Kopf gerettet. Aber wäre das im Sinne Gottes? Wer Sünde an die Öffentlichkeit zerrt, macht sich mitschuldig, denn er vergrößert die Schuld.
Nathan liebte seinen König, und so setzte bei ihm die Phantasie der Liebe ein: Vielleicht half es, an den Gerechtigkeitssinn des Königs zu appellieren. Also erzählte er ihm die Geschichte von einem armen Mann, dem ein Reicher unrechtmäßig sein einziges Schäfchen wegnahm. Den König erzürnte diese Ungerechtigkeit und er sprach das fällige Urteil. Da sagte Nathan zu David: „Du bist dieser Mann!“
Bis dahin war David ohne Unrechtsbewusstsein. Er meinte, als König habe er ja die absolute Macht. Doch als er sich gewissermaßen selbst verurteilte, erschrak er. Er fand zur Einsicht, weil Nathan ihm liebevoll einen Spiegel vorhielt und ihn so dazu brachte, das einzig Richtige zu tun: mit seiner Schuld zu Gott zu gehen.
Als David die Gnade Gottes erlebte, konnte er zu seiner Tat stehen und seine Reue sogar selbst öffentlich machen. Seine eindrucksvollen Bußpsalmen (vgl. Ps 32; 51) wurden zum Wort Gottes, das uns hilft, wenn wir schuldig geworden sind.
Schlimme Taten haben immer schlimme Folgen. Sie blieben auch David nicht erspart (2 Sam 12,10–18). Aber weil Gott in seiner Liebe einen Menschen zu ihm sandte, der ihm mit Gottes Liebe und Wahrheit begegnete, fand er Vergebung und Frieden. Solche Menschen braucht Gott.

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