Andachten

Andacht

Andacht 26.06.2020

26. Juni 2020 | Johannes Weigmann

Andacht 26.06.2020

Bildnachweis: Monika Breiholz

Sei nicht allzu fromm und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! Warum willst du dich selbst zugrunde richten? Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernünftig! Warum willst du sterben, bevor deine Zeit gekommen ist? Es ist gut, wenn du dich an beides hältst und die Extreme vermeidest. Wer Ehrfurcht vor Gott hat, der findet den richtigen Weg.

Nachdem ich diesen Text in verschiedenen Übersetzungen gelesen hatte, blieb ich an dieser hängen. Sei nicht allzu fromm! In anderen Übersetzungen heißt es: Sei nicht allzu gerecht. Was heißt das für uns heute? Ich war immer der Auffassung, dass man nicht fromm oder gerecht genug sein könne, aber der Verfasser König Salomo hatte für diese Aussage einen guten Grund.
Wikipedia definiert Frömmigkeit so: „Frömmigkeit bezeichnet eine tief in einem Glauben wurzelnde Haltung, die sich in einer entsprechend bewussten Lebensgestaltung äußert. Der Begriff wird oft auch mit Gottesfurcht gleichgesetzt.“
Was kann an zu viel Frömmigkeit oder Gerechtigkeit falsch sein? Ich glaube, Salomo denkt hier an die Menschen, die es mit Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Weisheit übertreiben und bei anderen damit anecken. Sie wollen alles zu 100 Prozent richtig machen. Es ist gut, wenn wir ein gesundes Maß an Frömmigkeit oder auch Gerechtigkeit an den Tag legen, wie wir auch in allen anderen Bereichen ein gesundes Maß finden sollen.
Weiter im Text heißt es, man solle Extreme vermeiden. Wir sollen die gesunde Mitte für unsere Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Weisheit finden, und wer Ehrfurcht vor Gott hat, wird den richtigen Mittelweg finden. Es ist sehr tröstlich zu wissen, dass wir nicht alles 100- oder gar 120-prozentig machen müssen, um vor Gott zu bestehen.
Es wäre in meinen Augen schrecklich, würden wir in unserer Kindererziehung immer nur nach dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit handeln. Man muss auch mal großzügig sein können und ein Auge zudrücken.
Bei all diesen Dingen ist es wichtig, dass wir bei anderen unsere Liebe walten lassen, und somit Extreme vermieden werden. Lieber gute und liebevolle Beziehungen, mal ein Auge zudrücken, als zu fromm oder auch zu gerecht zu sein.

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