Andachten

Andacht

Andacht 25.06.2020

25. Juni 2020 | Thomas Domanyi

Andacht 25.06.2020

Bildnachweis: Monika Breiholz

Und du sollst in die Arche bringen von allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar, Männchen und Weibchen, dass sie leben bleiben mit dir. Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.

Gott gebot Noah, nicht nur sich und seine Familie, das heißt die Menschheit zu retten, sondern auch die Tiere auf Erden und in der Luft. Noah gehorchte und gab seinen Söhnen zu verstehen: Denkt an die Tiere! Retten wir sie nicht, gehen auch wir zugrunde.
Noah hätte es sich leichter machen und sagen können: Wir ersparen uns eine Menge zukünftigen Ärger, wenn wir selbst entscheiden, welche Tiere wir retten. Fliegen, Ratten oder Mäuse sind Ungeziefer, auf die wir von vornherein verzichten können. Kleinere Wildtiere werden wir sogleich nach der Flut in die Wälder entlassen. Von den Großen, die uns gefährlich werden können, verabschieden wir uns gleich jetzt. Die anderen Kategorien, nämlich Haustiere, Nutztiere, Opfertiere, Zirkustiere und Versuchstiere, sind uns nützlich: Die einen machen uns Spaß, die anderen landen auf unseren Tellern; manches wird industriell verarbeitet oder sonst wie vermarktet.
Doch das tat Noah nicht. Er beschloss vielmehr, in der darauffolgenden Zeit mit allen Tierarten unter einem Dach zu wohnen und für sie fürsorglich da zu sein. Wer sich so Tieren zuwendet, der erlebt: Tiere sind keine Objekte, über die der Mensch nach Nützlichkeitserwägungen selbstherrlich verfügen kann. Leuchten doch aus ihren Augen Freude und Leid, Angst, aber auch Vertrauen, Zuneigung und Anhänglichkeit. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Sie haben starke Emotionen und sind beziehungsfähig. Wie wir dürsten sie nach dem Leben. Darum erleben wir sie als Weggefährten, wenn wir es zulassen.
Wir haben Gottes Auftrag, über die Mitschöpfung zu „herrschen“ (1 Mo 1,28) missverstanden, wenn wir sie ausbeuten und nicht bedenken, dass wir selbst (nur) ein Teil der Schöpfung sind. Zu Recht hat der Theologe Jürgen Moltmann auf die Verflechtung des Menschen im Gesamtzusammenhang allen Lebens verwiesen und den bedenkenswerten Satz formuliert: „Wir dürfen nicht länger „erkennen, um zu beherrschen“, sondern müssen „erkennen, um teilzunehmen“. Die „Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm 8,18), ist ein ganzheitliches Werk der Versöhnung, das nicht ohne die gesamte „mit uns seufzende“ Schöpfung zu seiner Vollendung kommt. Worauf es jetzt ankommt, ist: dabei zu sein.

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