Andachten

Andacht

Andacht 22.01.2020

22. Januar 2020 | Daniel Wildemann

Andacht 22.01.2020

Bildnachweis: Katarzyna Wendt

Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten aus Jerusalem Priester und Leviten, dass sie ihn fragten: Wer bist du?

Wer bist du? Wie oft habe ich mir und anderen diese Frage schon beantwortet. Aber sie kehrt immer wieder zu mir zurück, ich werde sie nicht los. Die ersten Versuche, sie loszuwerden, fallen gewöhnlich leicht: Ich bin der Sohn von …, ich bin [Vorname Nachname], Ich bin der, der hier arbeitet …, ich bin soundso viele Jahre alt …
Nein. Wer bist du? – Ach dieses Spiel, bei dem keine Antwort genügt. Wer bin ich?
Im Johannesevangelium bekommt Johannes der Täufer diese Frage gestellt. Seine Antwort an die Delegation, die ihn zu erforschen kam, ist merkwürdig. Zunächst sagt der Prophet, wer er nicht ist: „Ich bin nicht der Christus.“ (V. 20) Dann wird Johannes mit einer Reihe von anderen verglichen – ein bewährtes Mittel. „Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin’s nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.“ (V. 21) Johannes macht deutlich: Ich bin nichts von dem. Die Suche nach der eigenen Identität beginnt mit der Abgrenzung: Das bin ich nicht.
„Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann?, dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?“ (V. 22) Hier wird deutlich, dass die persönlichste aller Fragen nicht einmal persönlich gemeint ist. Wie häufig sind auch wir diesen unpersönlichen Begegnungen ausgesetzt. Martin Buber nannte diese Art des Aneinandervorbeiredens treffend Vergegnung.
Die Fragenden lassen jedoch nicht locker. Auch wenn es ihnen nicht um den Menschen geht, so soll er doch in ihr System aufgenommen werden. Stellt er eine ernstzunehmende Gefahr dar? „Was sagst du von dir selbst?“ (V. 22)
Und hier kommt die merkwürdige Antwort: „Ich bin eine Stimme.“ Das ist ein Zitat aus Jesaja: „Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: ‚Ebnet den Weg des Herrn!‘ (Jes 40,3)”. Hier steckt allerdings noch mehr drin. Wer wir sind, hat etwas mit unserer Stimme zu tun, mit dem, was wir von uns geben. Ich bin eine Stimme. Was rufe ich? Johannes gebrauchte seine Stimme, um den Weg des Herrn zu verkünden. Er rief: Macht Platz für das Wichtigste.
Wofür setzen wir uns in einer wüsten Welt ein? Was ist unsere Botschaft? Wir sind eine Stimme.

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