Andachten

Andacht

Andacht 10.11.2019

10. November 2019 | Heike Steinebach

Beine baumeln / Sprungbrett

Bildnachweis: manun | photocase.de

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien.

10. November 1989: Ich stand an einer Straße in Berlin-Zehlendorf und winkte mit Tausenden anderen Berlinern den Menschen zu, die sich in einer langen Trabi-Kolonne durch die Hauptstadt schlängelten. Manche Menschen reichten Bananen in die Autos, andere winkten mit Fähnchen. Am Nachmittag lief ich mit meinem Freund über den Ku’damm. Überall waren Menschen, auf der ganzen Breite des Ku’damms, sodass Autos keine Chance hatten, hier durchzukommen. Fremde Menschen fielen sich in die Arme und lachten und weinten gleichzeitig. Auch wir wurden von diesem Sog ergriffen und begrüßten unsere neuen Mitbürger. Niemand achtete darauf, wie der andere aussah, wie er gekleidet war, was er beruflich machte oder welche Macken er hatte. Niemand war neidisch auf den anderen und man gönnte jedem neuen Bürger die 100 DM, die er bekam. Es herrschte pure Freude über die neu entstandene Einheit!
Diese Einheit, die über Unterschiedlichkeiten in Geschmack, Alter, Lebenslage und viele andere, unwichtige Dinge hinwegsehen kann, wünscht sich Jesus für seine Nachfolger. Die Liebe zu Gott und die Annahme Jesu machen uns zu Bürgern seines Reiches und damit zu einem Volk.
Leider hielt diese Freude über die Einheit in Deutschland nicht lange an. Man sah die Unterschiede in den politischen Einstellungen und jammerte über den Solidaritätszuschuss, der auch nach vielen Jahren noch gezahlt werden muss, und so mancher wünschte sich die alten Zeiten zurück.
So soll es in der Christenheit nicht sein. Wir sind das Volk eines Gottes! Wir gehören zusammen! Oftmals ist es schwer, dies in der eigenen Gemeinde zu leben. Aber genau da fängt die Einheit in Jesus schon an. Anstatt uns zu bekriegen, sollten wir uns freudig in die Arme nehmen, weil wir zusammengehören. Lasst uns aufhören, über Kleinigkeiten zu streiten!
In diesem Bewusstsein kann ich mich auch über meinen Bruder und meine Schwester aus den anderen Kirchengemeinden freuen. Und wenn wir zusammen beten, den gleichen Gott anrufen, dann tanzt mein Herz vor Freude weil ich weiß, wie viele Schwestern und Brüder ich habe.

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