Andachten

Andacht

Andacht 06.06.2019

06. Juni 2019 | Stephanie Kelm

Andacht 06.06.2019

Bildnachweis: Katarzyna Wendt

Lass nicht außer Acht die Gabe in dir.

Wann hast du das letzte Mal etwas getan, das du noch nie gemacht hattest? Eine spannende Frage. Kinder würden darauf antworten: „Eben gerade!“, vielleicht auch: „Gestern!“ Weiter zurück müssen sie in der Regel nicht gehen, denn sie probieren ständig Neues aus. So lernen sie.
Als Erwachsene werden wir vorsichtiger mit dem Ausprobieren. Wir wissen aus Erfahrung: Fehler können schmerzhaft und teuer sein. Und so bewegen wir uns innerhalb des vermeintlich sicheren Rahmens – und wagen uns je nach Typ nur aus dem Schneckenhaus, wenn keine Gefahr droht.
In meiner Küche bin ich die Chefin. Da fühle ich mich sicher, probiere aus, experimentiere, werfe Gemüse und Gewürze zusammen, wandle Rezepte ab. Mit manchmal recht  abenteuerlichen Geschmackserlebnissen. Doch so habe ich schon vieles entdeckt und ich werde mich deshalb hüten, meinen Entdeckergeist einzusperren.
Ich frage mich, wie Gemeinde aussehen würde, wenn wir sie als Spielwiese verstehen würden.
Als Ort, an dem keine Gefahr droht, wenn wir uns ausprobieren. An dem wir den Anspruch beiseitelassen können, wir müssten perfekt sein, besonders heilig, und dürften uns keine  Fehler erlauben.
„Lass nicht außer Acht die Gabe in dir!“, schreibt Paulus an Timotheus. Offensichtlich traute sich Timotheus nicht, seine Gabe einzusetzen. Vielleicht fürchtete er Kritik, vielleicht meinte er, er habe die Fähigkeiten nicht. Vielleicht war er auch Perfektionist, blockiert von seinen eigenen Ansprüchen. Paulus sagt: „Lass deine Gabe nicht außer Acht. Trau dich! Gott hat  dich beschenkt!“
Gaben wachsen mit dem Tun. Wer meint, er müsse Dinge auf Anhieb können, unterschätzt den Vorgang des Lernens. Wir lernen in der Praxis. Deshalb bekommt man in der Fahrschule nicht nur Informationen zur Straßenverkehrsordnung, sondern fährt auch selbst. Und deshalb sagen kleine Kinder nicht: „Mama, erklär mir mal, wie das mit dem Laufen geht“, sondern sie laufen einfach los. Gaben wachsen mit dem Tun.
Wo sagt Gott dir heute: „Lass nicht außer Acht die Gabe in dir!“? Trau dich! Gott geht mit  dir. Und Fehler sind erlaubt. Wirklich.

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