Andachten

Andacht

Andacht 09.04.2019

09. April 2019 | Nicole Spöhr

Andacht 09.04.2019

Bildnachweis: luh / photocase.de

Du hilfst denen, die sich selbst nicht überschätzen.

Es ist noch früh. Ich schalte mein Smartphone an und gucke wie jeden Morgen auf die Wetteranzeige. Momentan ist es sonnig, erfahre ich, in Lüneburg herrschen angenehme  neun Grad, die sich im Laufe des Tages auf bis zu fünfzehn Grad steigern. Klasse!, denke ich, schlüpfe getrost in Sommerjacke und Stoffschuhe und bin auch schon im Treppenhaus. Vor der Haustür angekommen holt mich jäh die Realität ein: Draußen ist es grau, verhangen und regnerisch. Gut, denke ich naserümpfend, die paar Tropfen werde ich schon überstehen. Doch das Nieseln wächst sich zu beständigem Regen aus und schnell bereue ich, blauäugig auf die Wetter-App vertraut zu haben.
Auf der Hälfte des Wegs komme ich an einem Drogeriegeschäft vorbei. Die haben sich dem Wetter entsprechend vorbereitet und zeigen ihre Regenschirme in der Auslage. Hier ziehe ich noch stolz vorbei – ich bin ja schließlich nicht aus Zucker –, doch beim zweiten Laden, etwa hundert Meter weiter, husche ich doch schnell hinein. So ein kleiner Taschenknirps für fünf Euro ist ja kein verschenktes Geld!
Nur ein paar Sekunden, nachdem ich vor die Haustür getreten war, hatte ich mit den Augen gerollt: Na super, das war mal wieder die komplett falsche Entscheidung, danke, Gott! Das kommt mir bekannt vor: Ich verlasse mich blind auf tausend Dinge und mache Gott Vorwürfe, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es möchte – obwohl ich selbst gar nichts dafür getan habe. Ich bin bequem. Hätte es nicht auch nur ein paar Sekunden gedauert, selbst aus dem Fenster zu gucken oder es zu öffnen, um sich ein Bild übers Wetter zu machen?
Ich musste an die Geschichte denken, in der sich ein Mann vom Hochwasser überrascht auf sein Hausdach rettet. Es kommen Boote vorbei, die er mit dem Hinweis wegschickt, dass ihm Gott schon helfen werde. Am Ende ertrinkt der Mann und klagt Gott an, warum er ihm nicht zur Hilfe kam. „Ich habe dir doch drei Rettungsboote geschickt“, antwortet dieser.
Da manövrieren wir uns selbst in unangenehme Situationen und sind sauer, wenn Gott nicht schnell genug und klar ersichtlich eingreift. Dabei müssen wir manchmal nur den Blick für  Gottes Fürsorge schärfen und handeln. Also halte die Augen offen, denn vielleicht bist du – wie ich – längst an zwei Drogerien vorbeigekommen, die Regenschirme anbieten.

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