Andachten

Andacht

Andacht 18.02.2019

18. Februar 2019 | Thomas Lobitz

Andacht 18.02.2019

Bildnachweis: Katarzyna Wendt

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.

Als unsere Kinder im Babyalter waren, mussten wir viele unruhige Nächte überstehen. Wir litten unter chronischem Schlafmangel und schleppten uns durch den Tag. In der Wohnung über uns wohnte während des Säuglingsalters unseres Sohnes ein junges, kinderloses Paar. Die nächtlichen Babygeräusche konnten sie nicht überhören. Sie beschwerten sich, indem sie kräftig von oben auf den Fußboden stampften. Natürlich erreichten sie damit nichts. Eines Tages stand die Frau vor unserer Wohnungstür und schimpfte lautstark über unsere vermeintliche Rücksichtslosigkeit. Den Hinweis, dass man Babys nicht einfach abschalten kann, ignorierte sie. Das Klima in der Nachbarschaft kühlte sich ab. Die Frau grüßte uns nicht mehr und wir gingen uns so gut wie möglich aus dem Weg.
Dieses Erlebnis ist ein Beispiel dafür, wie sich unser Umfeld auf das Wohlbefinden auswirkt. Der Nachbarschaftsforscher David Manley aus dem englischen Bristol hat herausgefunden, dass die Art der nachbarschaftlichen Beziehungen einen erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat. Nicht nur Stimmungen, auch Verhaltensweisen übertragen sich.
Unser Denken, Fühlen und Handeln wird von dem beeinflusst, dem wir ausgesetzt sind. Freilich kann man sich sein Umfeld meist nicht aussuchen. Aber wir können selbst einen positiven Einfluss ausüben, indem wir uns die Goldene Regel zu eigen machen, die im obigen Bibelvers beschrieben ist. Jesus formulierte sie in der berühmten Bergpredigt (Matthäus 5–7), in der er eine Ethik entwickelte, die sich von der damals vorherrschenden stark unterschied. Die Quintessenz daraus bildet dieser Bibelvers.
Bezogen auf die Nachbarschaftspflege bedeutet das: Sei selbst ein guter Nachbar; sei hilfsbereit, pflichtbewusst und nachsichtig. Denn dieser gute Einfluss wird sich langfristig auf andere übertragen und dadurch auf dich zurückwirken. Das erkannte bereits der alttestamentliche König Salomo: „Ein barmherziger Mann nützt auch sich selber.“ (Spr 11,17)
Über uns zogen damals übrigens neue Mieter ein. Wir waren freundlich zu ihnen und sie
hatten viel Verständnis für uns. Manchmal wirkt die Goldene Regel mit Verspätung.

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