Andachten

Andacht

Andacht 08.02.2019

08. Februar 2019 | Beate Strobel

Andacht 08.02.2019

Bildnachweis: view7 / photocase.de

„Werdet barmherzig, so wie euer Vater barmherzig ist.“

Die Liebe eines Menschen kann einen anderen beschützen. Der Theologe Helmut Thielicke erzählt, dass er im Alter von zehn Jahren einen Angeber als Klassenkameraden hatte, den  keiner leiden konnte. Eines Morgens wollten die Kinder es ihm so richtig zeigen und verabredeten Klassenkeile. Sie sahen ihn kommen – zusammen mit seinem Vater. Die beiden hatten wohl an diesem Tag den gleichen Weg. Bei der Verabschiedung streichelte der Vater dem Jungen liebevoll über die Wange und sagte ihm ein paar gute Worte für den Tag. Dann ging er und winkte ihm noch lächelnd zu. Helmut Thielicke berichtet, dass ihn daraufhin eine merkwürdige Scheu befiel. Nicht aus Angst vor dem Vater, sondern weil er gesehen hatte, wie sehr dieser seinen Sohn liebte. Er konnte den Jungen einfach nicht angreifen. Der Anführer der Gruppe warf ihm vor, ein Angsthase zu sein, aber die geplante Klassenkeile fiel aus. Erst viel später begriff Thielicke, warum Nächstenliebe so wichtig ist: weil man sich an Gott selbst vergreifen würde, würde man seinen Mitmenschen schaden. Wir sind von Gott geliebt und stehen unter seinem Schutz.

Bei Kindern und alten Menschen kann man das gut beobachten: Immer wenn jemand da ist, der hinschaut, der sich kümmert, dann wird die betreffende Person auch von anderen besser behandelt. Denn dann haben die anderen es auf einmal mit zwei Menschen zu tun. Dem  Schützling und dem Beschützer. Doch Beschützer zu sein ist nicht immer leicht: Der zehnjährige Thielicke musste sich anhören, er sei ein Angsthase, nur weil er jemandem nicht unnötig wehtun wollte.

Auch die Bezeichnung „Christ“ wird oft abwertend benutzt. Doch das ist nicht wichtig. Für mich als Christin zählt, dass ich Jesus Christus nachfolge, der gesagt hat: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Barmherzigkeit ist keine Einbahnstraße. Oft bringt sie auch mir etwas. Und damit meine ich nicht nur die Dankbarkeit dessen, dem geholfen wurde. Ich selbst entwickle beim Helfen Kräfte, die ich vorher nicht an mir kannte. Ich spüre, dass  mein Leben sinnvoll verläuft, wenn ich anderen Gutes tue, ganz im Sinne eines der  wichtigsten biblischen Verhaltenstipps: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von  ihnen behandelt werden wollt.“ (Mt 7,12 GNB)

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