Andachten

Andacht

Andacht 17.12.2018

17. Dezember 2018 | Jessica Schultka

Andacht 17.12.2018

Bildnachweis: Rike. / photocase.de

„Bittet und es wird euch gegeben! Sucht und ihr werdet finden! Klopft an und es wird euch aufgemacht! Denn wer bittet, der bekommt. Und wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird aufgemacht.“

Zur Adventszeit spricht die kleine Johanna ihr Abendgebet. Plötzlich ruft sie laut: „Und ich bitte dich, lieber Jesus, schenke mir zu Weihnachten ein Fahrrad!“ - „Du brauchst doch nicht so zu brüllen“, beruhigt sie die Mutter, „Jesus ist doch nicht schwerhörig.“ - „Aber der Opa schon!“, lautet prompt die Antwort.
Ganz schön gewieft, die kleine Johanna. Sie verbreitet ihren Wunsch gleich auf mehreren Kanälen. Wer weiß, ob ihn Jesus direkt erfüllt? Da geht sie lieber auf Nummer sicher und vermittelt den Wunsch zusätzlich dem zwar etwas schwerhörigen, aber äußerst großzügigen Opa.
Im Blick auf meine eigene Gebetspraxis frage ich mich: Ist sie klug oder hat sie zu wenig Glauben? Dabei erkenne ich, dass es mir manchmal ähnlich geht. Wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt und bitte Gott gleichzeitig, dass er mich gesund macht. Irgendeiner der beiden wird schon helfen, oder? Wie meinte Jesus die Aufforderung, Gott zu bitten, und die Zusicherung, dass wir bekommen, worum wir ihn bitten? Zeugt es von Unglauben, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, zum Arzt zu gehen und selber etwas für den eigenen Wunsch zu tun?
Jesus spricht in diesem Text von einem grundsätzlichen Vertrauensverhältnis, das wir zu Gott, unserem Vater, haben können. Er sagt, dass Gott uns in noch viel höherem Maße wohlgesonnen ist als Eltern, und selbst die wollen ja das Beste für ihre Kinder.
Wenn man einem Gespräch zwischen zwei Liebenden lauscht, merkt man: Da steht gar nicht die Frage im Vordergrund, wer wem wie viel schenkt. Es ist ein echter Austausch, ein Dialog. In einer Beziehung geht es also nicht in erster Linie um Wünsche, die mir jemand erfüllt, sondern darum, dem anderen zuzuhören und mich ihm mitzuteilen - in der Gewissheit: Er/sie hört mich, interessiert sich für mich und ist mir positiv zugewandt.
Wenn ich es mir recht überlege, führt mich diese Grundhaltung zu einem sehr kindlichen Glauben, der es mir ermöglicht, Gott auch meine tiefsten Wünsche anzuvertrauen, denn er hört zu, nimmt mich ernst und möchte, dass es mir gut geht.

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