Andachten

Andacht

Andacht 11.12.2018

11. Dezember 2018 | Lothar Wilhelm

Andacht 11.12.2018

Bildnachweis: claudiarndt / photocase.de

Herr, bestrafe mich nicht in deinem Zorn, weise mich nicht zurecht, solange du aufgebracht bist. Erbarme dich über mich, Herr, denn ich bin kraftlos wie ein welkes Blatt. Heile mich, denn der Schreck sitzt mir in allen Gliedern.

Vom Zorn Gottes hören wir nicht oft in einer Andacht, und wohl auch nicht gern. Ein zorniger Gott scheint sich mit unserer Vorstellung vom „lieben Gott“ nicht recht zu vertragen. Doch es lässt sich nicht leugnen: Vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel finden sich Aussagen über den Zorn Gottes. Auch der Psalmbeter wusste darum. Er wusste, dass die Strafe Gottes drohte, wenn jemand gegen den Willen Gottes verstoßen hatte. Der Gedanke, dass er zu denen gehörte, die Strafe verdient hatten, jagte ihm einen ordentlichen Schrecken ein. Er machte ihm Angst.
Will Gott uns Angst machen? Müssen wir fürchten, dass uns ein Unglück droht, wenn wir morgens die Andacht vergessen haben, weil wir in Eile waren? Oder dass er unsere Sünden sofort bestraft?
Es sind die Gewaltherrscher, die Macht ausüben, indem sie Angst verbreiten. Selbst Kirchen haben versucht, ihre Macht über Menschen durch das Androhen von Höllenstrafen zu festigen. Das ist aber nicht Gottes Art! Zu den häufigsten Redewendungen Gottes in der Bibel zählt das Wort: „Fürchtet euch nicht!“ Gott zahlt uns nichts heim, er rächt unsere Fehler und Versäumnisse nicht. Er will erlösen und Erlösung ist immer auch Befreiung von der Angst.
Gott ist aber der Schöpfer des Lebens. Seine Gesetze dienen der Erhaltung des Lebens. Wer dagegen verstößt, verursacht Leid und Tod. Genau genommen kennt Gott nur eine Strafe: Er lässt die Menschen die Folgen ihres Tuns tragen. „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ (Gal 6,7)
Angst ist aber nicht nur lähmend, kraftraubend und schrecklich, sondern Angst ist auch der Schmerz der Seele. Schmerzen warnen uns davor, dass die Gesundheit bedroht ist. Es gibt einen heilsamen Schrecken, der uns vor dem Verderben bewahren will.
Diese Erfahrung machte der Psalmbeter. Er wusste, was zu tun war. Er wandte sich an Gott. Wer sich Gott ausliefert, wird erfahren, dass seine Kraft „in den Schwachen mächtig“ ist (2 Kor 12,9). „Der HERR hört mein Weinen. Der HERR hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der HERR an.“ (Ps 6,9-10)

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