Andachten

Andacht

Andacht 03.12.2018

03. Dezember 2018 | Thomas Lobitz

Andacht 03.12.2018

Bildnachweis: Lichtstark / photocase.de

Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb.

Dem Fotografen Brandon Stanton ist es gelungen, sehr authentische, liebenswerte Bilder von Einwohnern New Yorks zu schießen: alte und junge Menschen, Kinder, Angehörige aller sozialen Schichten. Sein Projekt heißt „Humans of New York“. Seine Arbeitsweise: Er geht auf der Straße auf die Menschen zu und redet mit ihnen. Dabei schütten ihm einige von ihnen ihr Herz aus. Irgendwann macht er ein paar Fotos. Die entstandenen Bilder zeigen die Menschen unverkrampft, unverstellt und aus einer einfühlsamen Perspektive. Hier wird niemand bloßgestellt. Jeder wird liebevoll porträtiert.
Diese Vorgehensweise erinnert mich an die Begegnung von Jesus mit dem „reichen Jüngling“. Dieser stellt ihm eine Frage, vielleicht die wichtigste, die es gibt: „Was soll ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ (V. 17 NLB) Jesus kommt mit ihm ins Gespräch. Im Verlauf berichtet uns der Evangelist Markus auch von der Haltung Jesu dem jungen Mann gegenüber: Er gewann ihn lieb. Er hätte ihn gern bei sich in seinem ewigen Reich. Er sieht sein Potenzial und bietet ihm an: Folge mir nach. Und damit dir das gelingt, wirf all deinen materiellen Ballast ab, der dich von mir fortziehen will. Man spürt förmlich, wie gern Jesus ihn als seinen Schüler (Jünger) gewonnen hätte. Leider konnte sich der junge Mann dazu nicht durchringen.
Welches Bild machen wir uns von Menschen? Und zu welchem Zeitpunkt? Sofort, wenn wir ihn treffen, oder erst, wenn wir ihn kennengelernt haben? Hätten wir in dem reichen Jüngling nur den arroganten Schnösel gesehen, der sich wichtig machen will? Oder einen Kandidaten für das Reich Gottes, so wie Jesus ihn sah?
Wie würden die Bilder des Fotografen Brandon Stanton aussehen, wenn er die Menschen sofort fotografiert hätte - ohne vorher mit ihnen gesprochen und eine Beziehung aufgebaut zu haben? Vermutlich gestelzt und fassadenhaft. Doch er gab seinen „Modellen“ die Möglichkeit, sich so zu geben, wie sie sind.
Auch wir sollten den Menschen, die uns heute begegnen, diese Chance gewähren. Sehen wir in ihnen ebenfalls Kandidaten für das Reich Gottes und machen uns erst dann ein Bild - eine Vorstellung - von ihnen, wenn wir sie kennengelernt haben. Denn Jesus hat sie bereits lieb gewonnen - so wie uns.

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