Andachten

Andacht

Andacht 29.11.2018

29. November 2018 | Jürgen Weller

Andacht 29.11.2018

Bildnachweis: suschaa / photocase.de

Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Es hatte ein ungewöhnliches Verständnis für den Willen Gottes, und Gottes Liebe ruhte sichtbar auf ihm.

Jedes Mal, wenn unsere drei Enkelinnen bei uns weilen, gibt es ein festes Ritual. Sie stellen sich der Reihe nach an die Blende unserer Küchentür, um herauszufinden, ob sie seit dem letzten Besuch bei uns gewachsen sind. Wenn das der Fall ist, so wandert ihr Bleistiftstrich ein Stückchen höher, was bei den Kindern sichtliche Freude auslöst. Kinder wachsen gerne. Das Größerwerden ist toll, messbar und erwünscht.
Jesus „wuchs heran und wurde kräftig“. Das klingt gut. Ein gesunder und strammer Stammhalter ist was wert. Jede Familie freut sich darüber. So war es auch bei Maria und Josef.
Wir erfahren aber noch mehr. Jesus wuchs auch in seinem Verständnis für den Willen Gottes. Das bedeutet für mich, er begriff, was Gott will, also nicht nur, was er nicht will und verbietet.
Ach, wenn ich doch in diese Richtung ein Stück wachsen könnte! Gerne würde ich dafür auf ein paar Zentimeter von meinen über 1,90 m verzichten. Eine Enkelin hatte beim Messen mal ein trauriges Erlebnis: Sie war nicht gewachsen. Da konnte auch die einfühl-same Oma nicht helfen, denn auch aus Liebe kann man den anderen nicht größer machen, als er ist. Offenbar hatte sich unsere Enkelin einmal beim Messen selber etwas größer gemacht und bekam nun die Quittung.
Neigen wir als Erwachsene nicht auch dazu, uns auf die Zehenspitzen zu stellen, damit wir besser sehen oder besser wahrgenommen werden? Der Reiz, uns „größer zu machen“, liegt irgendwie in uns drin - im Alltäglichen, aber auch im Geistlichen. Wie gerne erscheinen wir gläubiger, gehorsamer und treuer, als wir eigentlich sind.
Aber Gott hat seinen eigenen Maßstab. Jesus war gewachsen, kräftig und verständig geworden. Doch besonders berührt mich, was danach kommt. Wir erfahren im Text: „Gottes Liebe ruhte sichtbar auf ihm.“ Was für ein Bild! Es geht demnach nicht nur darum, dass wir wachsen und größer werden. Was zählt, ist, ob Gottes Liebe auf uns ruht. Genau das wünsche ich mir für meine Enkelinnen!

Zurück