Andachten

Andacht

Andacht 28.11.2018

28. November 2018 | Lothar Reiche

Andacht 28.11.2018

Bildnachweis: AllzweckJack / photocase.de

Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen ... Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.

Wir lesen diesen trostvollen Zuspruch, aber es bleiben Fragen. Sollen wir denn gedankenlos in den Tag hineinleben, ganz nach dem Motto: „Leichtsinn, du sollst mich im Leben schirmend und schützend umgeben, und wenn Freund Hein mich beschleicht, dann mache den Abschied mir leicht?“
Ich las die Parabel „Von der Lieblichkeit des Gottvertrauens“ von dem armenischen Schriftsteller William Saroyan. Er erzählt von einem Zimmermann, der eines Abends tieftraurig auf dem Heimweg ist. Ein Freund begegnet ihm und fragt: „Mein Bruder, warum bist du so traurig?“ Der Zimmermann antwortet: „Wärest du in meiner Lage, du empfändest wie ich. Ich soll bis morgen früh elftausendelfhundertundelf Pfund Sägemehl aus bestem Hartholz beim König abliefern, oder ich werde enthauptet.“
Der Freund des Zimmermanns legt die Arme um den Traurigen und sagt: „Gott wird des Kommenden eingedenk sein.“ So gehen sie zum Haus des Zimmermanns, wo sie Weib und Kind in Tränen finden. Sie essen, trinken, reden und singen, bis des Zimmermanns Weib spricht: „Wie können wir hier froh sein, wo du, mein lieber Mann, morgen enthauptet werden sollst?“ „Denk an Gott, vertraue seiner Hilfe“, spricht der Zimmermann, und sein Freund und sie feiern weiter. Als der Tag anbricht, kommt die Angst wieder. Es klopft an der Tür. „Jetzt werden sie mich holen“, sagt der Zimmermann. „Nun muss ich sterben.“ Als er die Tür öffnet, stehen draußen die Diener des Königs mit der Nachricht: „Zimmermann, der König ist in dieser Nacht gestorben. Mach ihm einen Sarg.“
Die Geschichte will weder Gedankenlosigkeit noch Leichtsinn anpreisen, aber sie will zeigen, dass das Morgen oft ganz anders wird, als wir uns das heute denken. So kann es sein, dass, obwohl die gefürchtete Situation noch nicht eingetreten ist, die Sorge, sie könnte morgen Wirklichkeit werden, unser Heute belastet. Jesus hingegen macht uns in Matthäus 6 Mut - er hält die Welt und damit auch uns in seiner Hand und kümmert sich um uns.
Haben wir nicht alle schon erlebt, dass das Morgen, wenn es zum Gestern geworden ist, so schlimm nicht war, wie wir befürchtet hatten? Lasst uns auf Gottes Wohlwollen und Zusagen vertrauen.

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