Andachten

Andacht

Andacht 20.10.2018

20. Oktober 2018 | Heinz-Ewald Gattmann

Ein einzelner zarter grüner Grashalm vor grünem Hintergrund.

Bildnachweis: judigrafie / photocase.de

Allerdings müsst ihr nach Gottes Willen jetzt erst einmal eine kurze Zeit leiden. Denn ihr werdet mehrfach auf die Probe gestellt.

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon. Der Anrufer teilt mir mit, dass er soeben seine Sachen gepackt hat und jetzt seine Familie verlässt. 20 Minuten später bin ich bei ihm und höre mir den Grund für seine Entscheidung an: Seine Frau ist seit Jahren unheilbar krank; alle persönlichen Gebete und auch die der Kirchengemeinde haben die Krankheit nicht aufgehalten. Neulich hat dann eine wohlmeinende Glaubensschwester gesagt, das sei eine Prüfung Gottes. „Doch so einen Gott brauche ich nicht!“, bricht es aus ihm hervor. „Ich gehe, und von Gott will ich auch nichts mehr wissen!“
Leid kann unerträglich werden. Es sieht oft nicht nur auf den ersten Blick unverständlich aus, es macht auch sprachlos und kann das Vertrauen zu Gott zerstören. Leid kann den Menschen so sehr überfordern, dass er darunter zusammenbricht. Und jetzt kommt Petrus und stellt fest: Leid entspricht durchaus dem Willen Gottes. Doch wer eine gesunde Einstellung hat, wird sich kaum über sein Leid freuen; so verhalten sich höchstens Masochisten. Will Gott etwa eine solche psychische Verwerfung?
An dieser Stelle ist es notwendig, den rein menschlichen Blickwinkel zu erweitern, was übrigens Petrus im nächsten Vers selber tut: Leid „dient dazu, dass euer Glaube sich als echt erweist“ (V. 7 BB). Dieser Blick hinter die Kulissen zeigt, dass es um mehr als nur mich und meine Situation geht. Im Hintergrund läuft ein dramatischer Kampf: Satan, der Gottes Werk und damit auch meinen Glauben zerstören will, ist nicht zimperlich. Und Gott hält sich zurück, weil er auf den Glauben und das Vertrauen seiner Kinder zu ihm setzt. Die beste Antwort auf die Frage „Warum Leid?“ lautet deshalb: „Weil Gott es dir zutraut.“
Gott kennt mich besser als ich, er weiß, wie weit ich belastbar bin und was ich nicht mehr ertragen kann. Alles aus seiner Hand zu nehmen ist für einen Gläubigen kein Fatalismus, sondern Ausdruck seines Vertrauens. Dies fällt mitunter schwer, doch es lohnt sich, weil Gott für seine Kinder eine unvorstellbar schöne, sorgen- und angstfreie Zukunft bereithält. Dieses Wissen kann uns dabei helfen, den Herausforderungen des Lebens positiver zu begegnen.

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