Andachten

Andacht

Andacht 17.10.2018

17. Oktober 2018 | Beate Strobel

Andacht 17.10.2018

Bildnachweis: m.voigt.1982 / photocase.de

Noch im hohen Alter tragen sie [die Gott die Treue halten] Frucht, immer bleiben sie voll Saft und Kraft.

Es gab eine Zeit, in der es mir gefiel, wenn ich älter erschien, als ich war: weil ich dann ins Kino kam, obwohl der Film doch erst ab zwölf war. Es herrscht in unseren Breitengraden das ungeschriebene Gesetz: Jünger zu sein ist gut, älter werden schlecht.
Wenn ich jung bin, kann ich mir die Haare silbergrau färben und alle finden es schick. Doch wenn ich heute sage, dass ich mir überlege, mich mit 80 tätowieren zu lassen, meinen junge Leute zu mir: Dafür bist du dann zu alt. Das ist doch lästig: Ständig ist man für irgendetwas zu jung oder zu alt. Wer legt denn das fest?
Ich bin jetzt Mitte 50. Aber was sagt das schon über mich aus? Treffender wäre doch zu sagen: Ich habe jetzt ausreichend Lebenserfahrung. Mitunter bin ich noch so albern, dass ich vor Lachen Schluckauf kriege oder mitten in heißen Sommernächten spontan zum Schwimmen gehe. Doch beim Memoryspielen mit Kindern sehe ich alt aus.
Sich jünger zu fühlen, als man ist, soll sich ja positiv auf das Herz- und Kreislaufsystem auswirken. Aber ehrlich: Auch wer sich jünger fühlt, hält das Älterwerden nicht auf. Ich möchte weiterhin nach vorne schauen und mich auf das freuen, was kommt.
Die Bibel sagt, älter zu werden heißt wachsen, Frucht tragen. Menschen, die sich von Gott getragen fühlen, sind wie Bäume, die am Wasser gepflanzt sind. Sie entwickeln sich ständig weiter, haben Teil am Werden und Vergehen der Schöpfung. Dieses Wachsen ist etwas objektiv Kontrollierbares. Vieles in meinem Leben ist so gewachsen, dass ich es nicht in Zentimetern oder in Kilogramm messen kann. Die Beziehung zu meiner besten Freundin zum Beispiel ist in Jahrzehnten gereift. Oder das langsame Einsehen, dass ich nicht allen alles recht machen muss. Wer Gott vertraut, bleibt voller Saft und Kraft, sagt die Bibel. Da-ran will ich festhalten. Vielleicht überlege ich mir das mit dem Tattoo zu meinem 80. Geburtstag ja noch mal - als spätes Zeichen meiner ständigen Erneuerung.
Ich will versuchen, mein Leben und seine Früchte zu genießen. Und irgendwann, so hoffe ich, gebe ich mein Leben, prall und reif und lebenssatt in die Hände dessen zurück, der es mir geschenkt hat.

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