Andachten

Andacht

Andacht 23.09.2018

23. September 2018 | Günther Machel

Andacht 23.09.2018

Bildnachweis: elsone / photocase.de

Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben.

Was für eine tragische Geschichte! Da wird vorne Gottes Wort gepredigt - und hinten fällt ein eingeschlafener Jugendlicher aus dem Fenster und stirbt. Ungewöhnlich ist es ja nicht, dass junge Leute hinten sitzen. Das kann man auch heute in unseren Kirchen-gemeinden beobachten. Die Ausgangstür ist meist nicht mehr weit entfernt.
Eutychus hatte die Fensterbank gewählt. Er hatte damit sowohl den Blick nach draußen als auch nach drinnen. Oft sind Jugendliche in ihrer Lebensphase noch nicht festgelegt. Sie suchen ihren Weg, halten sich aber gerne alle Wege offen. Sie sind zwar dabei, aber noch nicht wirklich entschieden. Passiert es nicht auch in unserer Zeit, dass junge Leute in der Gemeinde förmlich „einschlafen“, dass sie von der Botschaft, die vorne verkündigt wird, nicht erreicht werden? Dass es zu lange dauert und die Thematik nicht ihrer Lebenssituation entspricht? Wie reagieren wir, wenn wir feststellen, dass da ein Jugendlicher „aus dem Fenster gefallen ist“? Sind wir wie Paulus bereit, unsere Geschäftigkeit zu unterbrechen und uns um den „Hinausgefallenen“ zu kümmern?
Leider gibt es kein Patentrezept, um junge Leute in der Gemeinde zu halten. Glauben kann man nicht einfach übertragen. Auch gläubige Eltern können erleben, dass sich ihre Kinder abwenden und andere Wege suchen. Biblische Beispiele dafür gibt es leider genug. Sehr betroffen macht mich immer die Geschichte von David und seinem Sohn Absalom. Trotz des Kummers, den das eigene Kind ihm bereitet hatte, konnte David am Ende nur unter Tränen ausrufen: „Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben!“ (2 Sam 19,1)
Paulus gelang es im Falle des Eutychus, ihn wieder zum Leben zu erwecken, sodass die Gemeinde ihn wieder aufnehmen konnte. Das ist ein Hoffnungszeichen. Es ist möglich, dass „Herausgefallene“ wieder zum Leben erweckt werden. Verlorene Söhne können wieder zurückkehren. Als Gemeinde dürfen wir uns freuen, wenn das geschieht, und sollten jeden, der zurückkehrt, mit offenen und freudigen Armen empfangen - denn das ist Gnade, das ist Gottes Geschenk.

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