Andachten

Andacht

Andacht 20.09.2018

20. September 2018 | Lothar Reiche

Andacht 20.09.2018

Bildnachweis: Fraenzel / photocase.de

Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.

Es war tatsächlich nur eine „kleine Herde“, die zur Zeit Jesu seine Nachfolger bildeten. Aus Furcht vor der Obrigkeit hatten sich die Jünger eingeschlossen. Denn die Masse hatte „Kreuzige ihn!“ geschrien. Was sollten sie gegen die vielen Stimmen ausrichten?
Die Masse, die Vielen, vermitteln immer ein Gefühl der Stärke. Wenn viele „kleine Herden“ einmal einen großen Gottesdienst erleben, bei dem sich Tausende Gläubige versammeln, stellt sich auch bei uns Christen dieses bestärkende Gefühl ein. Aber solche Großveranstaltungen sind selten. Die „kleine Herde“ ist das Übliche und durch Wegzug oder Tod wird sie oft noch kleiner; das macht uns Angst.
Die Nationalsozialisten beispielsweise verstanden es damals, die Massen zu mobilisieren. Zu den Reichsparteitagen standen sie in Reih und Glied. Sie wollten ein Großdeutsches Reich bauen. Mit der „kleinen Herde“ gedachten sie, bald fertig zu werden. Nichts von der großen Gefahr ahnend marschierte ich in jener Zeit mit etwa 100 anderen Jungs an der Gaststätte vorbei, in deren Vereinszimmer sich die „kleine Herde“ der Adventisten versammelte. Wer wird wen überdauern? Die NSDAP gibt es Gott sei Dank nicht mehr. Die „kleine Herde“ hat heute ein eigenes Versammlungshaus und ist recht lebendig.
Auch die DDR-Zeit war keine leichte. Sehr oft wurde ich nach meinem Ausweis gefragt. Als mich ein Volkspolizist kontrollierte und sah, dass in meinem Pass als Beruf „Geistlicher“ stand, fragte er fast spöttisch und von oben herab: „Stimmt Ihr Beruf noch?“ Der stimmt noch immer, Volkspolizisten aber gibt es heute keine mehr.
Das Unscheinbare, Kleine hat das sich stark und groß Gebärdende oft überdauert, weil ein Größerer für die „kleine Herde“ sorgte und noch immer sorgt.
An die Gemeinde Philadelphia richtete sich das Wort: „Du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offb 3,8)
Auch wir sind nur eine „kleine Kraft“, aber wenn wir das Wort bewahren und nicht verleugnen, gilt für uns heute ebenso der Zuspruch Jesu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“

Zurück