Andachten

Andacht

Andacht 15.08.2018

15. August 2018 | Sylvia Renz

Beine baumeln / Sprungbrett

Bildnachweis: manun | photocase.de

Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen.

Ich wollte viel lieber am Bodenseeufer Steine sammeln, als mit dem Opa zum Bahnhof zu gehen. „Hansi wird auf mich aufpassen“, versicherte ich. Hansi war der Sohn unserer Zimmerwirtin, der Held meiner Sommerferien und um einen Kinderkopf größer als ich. „Aber geht bloß nicht ins Wasser, ihr beiden!“, mahnte Opa. Doch die Kiesel im Wasser leuchteten bunt.
Bald hatte ich das Verbot vergessen und tapste im Wasser herum. Hansi runzelte die Stirn: „Komm raus, wir dürfen doch nicht ins Wasser!“ Ich wollte ihn necken, deshalb ging ich absichtlich noch ein Stück weiter in den See: „Fang mich doch! Krieg mich doch!“ Noch ein Schritt und - platsch! - ging ich unter. Jemand hatte mir mal erzählt (und das hatte ich geglaubt): „Dreimal kommt ein Ertrinkender an die Oberfläche, bevor er stirbt.“ Ich tauchte auf, schnappte Luft und dachte: Noch zweimal, dann wird es für immer dunkel sein. Ich hab’s verdient, ich war ungehorsam, und das ist jetzt die Strafe. Wieder ging ich unter, trieb nach oben, sah zum letzten Mal, wie ich meinte, die Sonne. Dann schloss ich die Augen und ließ mich in die grüne Tiefe sinken. Ich erwachte von meinem eigenen Husten und Prusten. Der treue Hansi hatte mich an meinen Zöpfen aus dem Wasser gezerrt und ans Ufer geschleppt. Dann hatte er mich auf den steinigen Boden gelegt und so lange hin und her gerollt, bis das ganze Wasser aus mir herausgepresst war. Damit hatte er mein Leben gerettet.
Genau das will Jesus für jeden von uns tun. Gnade bedeutet: Auch wenn ich versagt oder absichtlich eine Warnung missachtet habe, darf ich hoffen. Jesus kam nicht auf diese Welt, weil er uns bestrafen und verurteilen wollte. Er rettet alle, die ihn um Hilfe bitten. Auch wenn wir es eigentlich verdient hätten zu sterben, hilft er uns aus unserer Notlage: Er möchte, dass wir leben! Sein Angebot lautet: Vertrau mir. Hör auf mich. Sieh deine Fehler ein. Nimm meine Vergebung an. Lerne, anders zu denken und anders zu handeln. Lebe weiter und lebe mit mir - ewig. Jesus kennt unsere Situation. Er ist kein Schulmeister, der mit dem Zeigefinger droht: „Das hast du nun davon, jetzt sieh selbst, wie du damit zurechtkommst!“ Er ist da, auch wenn wir aus Leichtsinn ins tiefe Wasser gefallen sind. Und er ist stark genug, uns herauszureißen - auch ohne Zöpfe!

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