Andachten

Andacht

Andacht 24.06.2018

24. Juni 2018 | Beate Strobel

Andacht 24.06.2018

Bildnachweis: es.war.einmal.. / photocase.de

Und fürwahr, er [Gott] ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

Es gibt sie, diese magischen Momente im Leben: Ein Mensch liebt mich und sagt mir das. Zwei Menschen werden Eltern. Der Lieblingsverein gewinnt das ent­scheidende Spiel. Die letzte Prüfung entlässt mich ins Leben. „Ein Hoch auf uns!“, will man dann singen. Gott, wie ist das schön!

Da gibt es aber auch die schmerzhaften Momente, die einen fast aus dem Leben fallen lassen: Man ist eingezwängt in ein Krankenbett. Man verliert seine Liebsten durch Trennung oder Tod. Das Leben stol­pert, scheint zu zerfallen.

Die Frage, wo Gott ist, trifft alle irgendwann. Ernest Hemingway, der berühmte amerikanische Schriftsteller und Lebemann, wurde von einem Reporter mit der gewagten Frage konfrontiert, ob er eigentlich an Gott glaube. Das hatte noch niemand von ihm wissen wollen! Vielleicht fühlte er sich auch ertappt, als habe jemand hinter den Vorhang seines Lebens geschaut, hinter diese raue Männlichkeits­fassade. Er grübelte, sah den Reporter mit leicht glasi­gen Augen an und sagte leise: „Ja. Manchmal. In der Nacht.“

Was für eine Antwort! Sie schien aus dem Teil sei­nes Inneren zu kommen, den selten jemand sah. „Manchmal.“ Das heißt doch, wenn alles tagsüber läuft, ist Glaube nicht nötig. Aber in der Nacht, wenn man auf sich allein gestellt ist, wenn nichts mehr ab­lenkt, dann, ja dann soll Gott da sein. In der Nacht hat die Angst keine Kleider.

An ganz glückseligen Tagen oder in dunkelster Nacht denken Menschen plötzlich an Gott: Wo ist er, der, der auf mich aufpasst und mich behütet? In der Apostelgeschichte heißt es: Er ist immer da. Oder: „Er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“ In magi­schen Momenten sieht er mein Glück, in schmerzhaf­ten will er mir beistehen.

Verdanke ich alles mir selbst? Wie kommt es, dass ich Glück oder Unglück habe? Wer bin ich, wenn alles Äußere um mich weg ist? Bei solchen Fragen wartet er auf mich, aber er fällt nicht mit der Tür ins Haus, er wartet, bis ich nach ihm frage, weil er will, dass ich seinen Plan für mich verstehe. Es kommt auf das Ver­trauen zu ihm an. Manchmal versteht man Gottes Nähe nur im Rückblick. Ich soll lernen, dass er für im­mer für mich da ist und niemals ferne von mir ist. Auch wenn ich heute noch nicht alles durchblicke, Gott ist trotzdem nicht fern.

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