Andachten

Andacht

Andacht 11.05.2018

11. Mai 2018 | Rinaldo G. Chiriac

Andacht 11.05.2018

Bildnachweis: AllzweckJack / photocase.de

Schaut nur hin: So leben die Frevler! Die ganze Zeit sind sie frei von Sorgen und vermehren ihr Vermögen immerzu. Die harte Arbeit der Menschen kennen sie nicht und die Sorgen der Leute berühren sie nicht. Denn sie leiden offenbar keine Schmerzen, ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.

Die Erfahrung, jemanden zu beneiden, ist mir nicht fremd. Hierbei ging es um Dinge wie einen PKW aus süddeutscher Produktion oder eine schlanke Körper­silhouette. Aber auch um schmerzlich vermisste Charaktereigenschaften oder um Gelegenheiten, die sich bisher nur anderen boten.

Asaf, der Autor des heutigen Bibelworts, wird von seinem Neid geradezu geblendet. Die Fähigkeit zu sachlichen Urteilen ist ihm abhandengekommen. Gottlose Menschen seien frei von Krankheit und Sor­gen? Sicherlich war dieses Schicksal noch niemandem vergönnt; erst recht keiner Gruppe. So scheinen diese Verse eher Fantasie als Beobachtung zu sein. Sie ver­raten mehr über den Poeten als über sein Umfeld.

Schließlich, nach Momenten der Besinnung in Israels Heiligtum, findet Asaf wieder zu sich. Er kann jetzt den Menschen, der er geworden ist, und das Leben, das ihm beschert ist, wieder akzeptieren. Und er benennt, was ihm zu dieser Gelassenheit verhilft: „Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Ps 73,28 EÜ)

Neben Berichten über heroische Taten porträtiert die Bibel vor allem Menschen, die sich - wie wir - manchmal dem Irrglauben hingeben, zu einem zufrie­denen Leben würden ihnen lediglich bestimmte Er­rungenschaften oder eine bestimmte Erfahrung fehlen. Wann immer diese falschen Hoffnungen ihre Wirkung entfalten, können wir uns an Asaf und seine drastische Selbstkritik erinnern. Denn rückblickend muss er sich eingestehen: „Ich war töricht und ohne Verstand, war wie ein Stück Vieh.“ (Ps 73,22 EÜ)

Schädliche Denkmuster als solche zu erkennen kann ein aufwühlendes Erlebnis sein. Aber mit die­sem Gedicht aus alter Zeit möchte Gott uns versi­chern: Sich selbst und seinen Neid zu hinterfragen ist etwas Heilsames! Bei diesem großen Schritt wird Gott uns begleiten und er wird die Last unserer unerfüllten Wünsche gemeinsam mit uns tragen.

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