Andachten

Andacht

Andacht 07.05.2018

07. Mai 2018 | Daniel Wildemann

Andacht 07.05.2018

Bildnachweis: cydonna / photocase.de

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

Schätzungen zufolge besitzt der deutsche Bürger durchschnittlich 10.000 Gegenstände. Jeder, der ge­rade einen Umzug hinter sich hat, weiß, was sich über die Jahre ansammeln kann. Es scheint beinahe so, als brächten wir einen Großteil unseres Lebens damit zu, uns Dinge zu eigen zu machen. Ein gesamter Wirt­schaftszweig baut darauf, dass wir ständig mehr und mehr brauchen. Wir sind ein Leben lang damit be­schäftigt, uns Gegenstände, Mittel, Orte und Erfah­rungen anzueignen. Wir bemühen uns um die Welt - wollen sie uns „untertan machen“.

Von Senioren habe ich immer wieder den Satz vernommen: „Ich verkleinere mich“ - gemeint war natürlich nicht die Körpergröße, sondern der Umfang des Hausrats. Irgendwann geht es also auch ohne, und weniger wird wieder bedeutender. Doch passiert das erst im Alter, wenn die Sammlung beinahe abgeschlos­sen ist?

Hätte das letzte Hemd doch Taschen, was würde ich mir hineinstecken? Als Kind wusste ich, was ich bei einem Feuer zuerst retten würde: mein Lieblings­spielzeug. Ich frage mich: „Was wäre es heute? Woran hängt mein Herz?“ Bestseller wie Simplify your Life (2004) setzen bei der durch Sammelwut entstandenen Unübersichtlichkeit an und verhelfen nicht allein Menschen mit „Hamster-Syndrom“ zu neuer Über­sichtlichkeit und Schlichtheit.

Jesus machte deutlich: In unserem Leben gibt es Dinge, die wichtiger sind als materieller Besitz allein. Er selbst hatte „nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Mt 8,20). Der Eintritt ins Leben und sein Ausgang sind „mittellos“. Und dazwischen? Wer bin ich, wenn ich gar nichts mehr habe?

In seinem berühmten Buch Haben oder Sein (1976) stellt Erich Fromm zwei grundsätzliche, unterschied­liche Lebensweisen gegenüber: Die eine definiert sich über Besitz (Haben), die andere an einem Ideal höhe­rer Werte (Sein).

Jesus machte deutlich, dass die ewigen Werte, die Werte der Seele, weit wichtiger sind als die des mate­riellen Sammelns (siehe Mt 6,33). Er sprach und spricht die Seele des Menschen an. Ich will mich heute nicht bemühen, die „Welt zu gewinnen“, sondern mein Leben in Christus zu finden.

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